"Unser Schumi"

Als prinzipieller Anhänger Öffentlich-Rechtlicher Medien, die es als demokratische Konkurrenz zu den Kommerzmedien braucht, missbillige ich nicht, wenn über Boulevardthemen berichtet wird, denn dafür darf "öffentliches Interesse" genügen. Aber im Wie scheiden sich dann doch die Geister, denn das "öffentliche Interesse" allein qualifiziert nicht über das Boulevardthema hinaus, wie es "unser Chefredakteur" (ARD-Tagesschau) an anderer Stelle ausdrücklich beteuert, um seine Nachrichtenprioritäten zu rechtfertigen. Ob Boulevardthema oder nicht entscheidet sich eher an Fragen nach der Relevanz für wen und für was, ob jemand die öffentliche Anteilnahme an seinem Schicksal verdient und wodurch, in welchem Maße, denn die Prioritätensetzung ist eben auch Wichtigmachung. Schumacher als Vorbild wird er sicherlich vielen sein - und eigentlich nicht, denn worin würde ihm nachzueifern sein? Aber es spiegelt sich beim Fahrzeugkauf wider, trägt zur Unfallstatistik und Verschuldung privater Haushalte bei, wenngleich auch zur Staatsfinanzierung via Umsatzsteuer und Exportweltmeisterschaft, wenngleich sich das vermeintliche Vorbild längst aus der Staatsfinanzierung verabschiedet hat, wie Beckenbauer und andere auch, also eigentlich keine Vorbilder, sondern eher Sozialschmarotzer sind. Aber so harsch mögen unsere Medienmacher nur die Sozialschwächeren diskutieren, denn wir lassen uns auch im Öffentlich-Rechtlichen Medienbereich Personalien gefallen, die sich lieber mit den Promis identifizieren. Mir imponiert das öffentliche Interesse an Promi-Schicksalen jedenfalls nicht als "menschliche Anteilnahme" und habe dafür allenfalls Verständnis, dass es vielen Menschen einfach mal Flucht aus dem Alltag ist. Ob Glück oder Pech solcher Promis ist dann doch näher dem Tratsch, also Boulevard.