30. August 2016

Nationale Souveränistät und Flüchtlingskrise?

@Thomas, es war gefragt, nicht unterstellt - und es freut mich, dass du sowohl für Intelligenzthesen ansprechbar bist als dich auch für Flüchtlinge engagierst. Aber ich bin so ein bockiger Mensch, dass ich nun dennoch bestreite, es sei uns emotionslose Sachlichkeit anzuraten, zumal ich nun auch bei dir eher vermute, dass du Emotionslosigkeit mit Frustration verwechselst, zumal sich allein mit Flüchtlingshilfe die Flüchtlingsproblematik nicht in den Griff bekommen lässt, so existenziell wichtig sie für die einzelnen Menschen ist. Genau das übersehen viele, die sich der Verantwortung für die Flüchtlinge entziehen, indem sie auf die Problemgröße verweisen, Schuldige benennen (kann ich auch), aber den Opfern nicht helfen. Und da genügt dann eben doch wieder nicht, wenn Du, wenn ich, wenn Klaus etwas für Flüchtlinge tun, sondern es wird erst dann der Problemgröße adäquater, wenn wir es auch politisch fordern und gesellschaftlich tun, also von allen Staaten Europas ein möglichst gemeinsames Grenzregime fordern, dass sich nicht gegen die Flüchtlingen richtet, sondern ihnen verpflichtet ist, solange wir ihnen in ihren Herkunftsländern zu wenig helfen, weil wir bspw. international eher damit beschäftigt sind, uns auf Seiten unserer Bündnispartner z.B. mit Moskau um Einflusssphären zu streiten. Der nationalstaatliche Souveränitätsanspruch hat m.E. nach modernerer Auffassung eigentlich überhaupt nichts damit zu tun, dass wir Flüchtlingen gegenüber hilfsverpflichtet sind oder wäre bei entgegen stehender (antiquierter) Auffassung sogar einzuschränken, es sei denn, dass man die völkerrechtlichen Abkommen zu Flüchtlingsbelangen böswillig so interpretieren möchte, dass sie faktisch unterlaufen würden. Diese böse (Interpretations-)Möglichkeit besteht, sofern man sich in den Abkommen auskennt, aber wenn wir das tun, dann wären wir mit unserer Weltpropaganda, ein Leuchtturm der Menschenrechte zu sein, bloß noch Betrüger. Und der Glaubwürdigkeitsschaden daraus beschert uns dann nur noch mehr an Kulturkonflikten und Anarchie weltweit, mit der sich die globalen Problem überhaupt nicht mehr lösen lassen, denn es braucht das Gegenteil: Es braucht weltweite Abkommen für mehr Soziale Gerechtigkeit, für Naturschutz, für "robustes" Konfliktmanagement mittels Vereinte Nationen anstatt durch die zu Selbstjustiz neigenden Selbstverteidigungskräfte der allzu oft notorisch rivalisierenden Nationalstaaten. Wir können diese Probleme nicht nationalstaatlich lösen. Darum müsste der nationale Souveränitätsanspruch Subsidiaritätskonzepten den Vortritt gewähren. Der Weg zurück scheint bloß leichter als der Weg voraus, weil man ihn zu kennen glaubt, aber es gibt in Wahrheit keinen Weg zurück, sondern bliebe Irrweg, rein theoretisch ein Weg, viel weiter als das, was ich uns an Zukunft zu prognostizieren wagen würde, denn ein Weg, der sich noch nicht vom Neolithikum emanzipierte, als um die Wanderungswege und Reviergrenzen mit Keulen gestritten wurde, weil Verdrängung und Eroberung mangels Kulturentwicklung noch immer unser Naturzustand ist, aber doch bitte intellektuell und sodann auch politisch überwindbar durch Kooperation wenigstens in den wichtigsten Fragen des gemeinsamen Überlebens. Nun fasse solch' Gerede nicht irgendwie als Kritik an dir auf, denn das ist es nicht einmal ansatzweise, sondern es ist allgemeine Kulturkritik uns allen, dass wir als Gesellschaften und Menschheit zu bequem und unintelligent sind, uns und einander die Nöte zu lindern, während wir technologisch in manchen Bereichen viel weiter sind als wir es tatsächlich und politisch beherrschen. Also eine Art Zauberlehrlingseffekt.

Wissenschaft und Gewissenhaft

Wissenschaft kostet Geld, wenn sie nicht hungern soll. Wissenschaft braucht Unabhängigkeit, wenn sie nicht missbraucht werden will. Aber ...